Aidshilfe beendet den Betrieb der Spritzenautomaten

Nach 34 Jahren stellt die Aidshilfe Oberhausen e.V. den Betrieb von beiden Spritzenautomaten in Oberhausen ein.

Der Entscheidungsprozess war langwierig und fiel unserem gemeinnützigen Verein schwer. Bis zum 30.11.2023 bestücken die Mitarbeitenden die Automaten noch.

Seit den 1980er Jahren werden die Spritzenautomaten ehrenamtlich und komplett ohne finanzielle Zuschüsse durch die Aidshilfe Oberhausen e.V. betreut. Oberhausen war eine der ersten Städte bundesweit, in der Spritzenautomaten aufgestellt wurden. Seither konnten drogengebrauchende Menschen anonym und zu jeder Uhrzeit Spritzen- und Pflegeutensilien sowie Kondome von den Automaten beziehen und alte Spritzen dort in einem speziellen gesicherten Auffangschacht entsorgen. Der unkomplizierte Zugang zu sterilem Spritzbesteck gibt Menschen, die Drogen intravenös konsumieren, die Möglichkeit, sich vor Infektionen wie HIV und Hepatitis zu schützen. Es ist eine von vielen wirksamen Safer-Use-Maßnahmen, um die Verbreitung von HIV und Hepatitis einzudämmen.

Die Automaten befinden sich am Berliner Park, Nähe des Oberhausener Gesundheitsamtes, sowie am Bunker an der Eichelkampstraße in Oberhausen-Sterkrade. Jährlich werden etwa 800 Spritzenutensilien und 150 Kondome über die Automaten bezogen. Ein Produkt kostet 50 Cent.

Fehlende zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen führen dazu, dass wir die Spritzentauschautomaten in Oberhausen nicht weiter betreuen können. Vandalismus führte zu langwierigen Reparaturen und Ausfällen.

Um drogengebrauchenden Menschen eine kontinuierliche Versorgung mit sterilem Spritzbesteck anbieten zu können, ist es Voraussetzung, dass die Automaten einwandfrei funktionieren. Bedauerlicherweise wurden beide Automaten in den vergangenen Jahren und Monaten immer wieder beschädigt oder es kam aufgrund technischer Probleme zu längeren Ausfällen.  

Die Beendigung des Projektes trifft Personen, für die niedrigschwellige Zugänge besonders wichtig sind. Nichtsdestotrotz spüren wir als kleiner gemeinnütziger Verein erheblich die anhaltenden Krisen der letzten Jahre. Der Fachkräftemangel, die hohe Inflation, der Ukraine-Krieg und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie führen zu einer finanziell angespannten Lage und einem erhöhten Bedarf bei unseren Zielgruppen. Dafür braucht es Personal und Zeit. Ein Projekt, das seit mehr als drei Jahrzehnten ehrenamtlich und gänzlich aus Eigenmitteln finanziert wird, kann diesen Herausforderungen leider nicht mehr standhalten, so bitter das ist.

Ein niedrigschwelliges Angebot für drogengebrauchende Menschen ist weiterhin notwendig und sinnvoll, damit sich Menschen beim Drogenkonsum vor Infektionen wie HIV und Hepatitis schützen können. Daher wird die Beratungsstelle weiterhin sterile Spritzen- und Pflegeutensilien in der Geschäftsstelle vorrätig haben und bei Bedarf an drogengebrauchende Menschen herausgeben.

Sterile Spritzen- und Pflegeutensilien können während unserer Geschäftszeiten sowie nach telefonischer oder E-Mail absprache abgeholt werden.

Auch wenn wir das Spritzenautomatenprojekt beenden, befürworten wir Weiterführung des Spritzenautomatenprojektes in Oberhausen. Ob und wer das Projekt weiterführen könnte, ist bislang jedoch ungeklärt. Da das Projekt in Kooperation mit der Aidshilfe NRW läuft, hoffen wir, dass der Dachverband eine andere Oberhausener Institution für das Projekt gewinnen kann.

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